[2015]

Pfeifle

Helga Meister

Pfeifle, Martin. Himmelgeisterstr.58, 40225 Düsseldorf 

0178 5127301 kontakt@pfeifle.de ; martin@pfeifle.de

 

Jg. 1975, Stuttgart. Lebt in Düsseldorf

1998 - 2004 Kunstakademie Düsseldorf, 1999 - 2001 bei Tony Cragg, bis 2004 bei Hubert Kiecol. 2004 Meisterschüler

Seit 2004 diverse Stipendien der Stadt Duisburg, der Metro-Stiftung, des Landes NRW, des Kunstfonds Bonn, der Kunststiftung Baden-Württemberg und Villa Romana, Florenz

2009 Förderpreis des Landes NRW 

2009-2010 Vertretungsprofessor Kunstakademie Karlsruhe

2014 ff künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fach Architektur und Gestaltung Hochschule Düsseldorf

 

Martin Pfeifles Kunst ist an der Schnittstelle von Architektur, Skulptur und Bildhaftigkeit angesiedelt. Das Aneignen von Räumen spielt eine große Rolle. Gemeinschaftsarbeiten sind beliebt, denn Pfeifle ist ein großer Kommunikator. Im Team mit anderen, im Dialog zu den Besuchern, im Spiel zwischen Innen- und Außenraum liegt seine große Stärke. Pfeifle steht für einen Trend, der sich seit den späten 1990er Jahren abzeichnet. Er lehnt die traditionellen Bildhauer-Vorstellungen ab, pfeift bis auf wenige Ausnahmen auf eine wertbeständige Form und begnügt sich stattdessen mit vorgefertigten, geometrisch-konstruktiver Alltagsästhetik. Er wird zum idealen Partner von Ausstellungshäusern, denn die Folien, Furniere, Platten und Würfel bringen er und seine Freunde mit, bauen alles auf und transportieren es sogar selbst ab, um es an anderer Stelle neu zu verwerten. Die ehrwürdige Skulptur, die die Handschrift des Künstlers trägt, ersetzen sie durch eine provisorische Kunst mit Materialien, die ganze Räume verwandeln kann. 

 

Mit 18 Jahren organisiert er seine erste Ausstellung mit seinem Freund Robert Barta bei sich im Dorf und macht Holzskulpturen. Eventuell start akademie 1998! Und dann:1999 bis 2002 besteht die Neobar, eine transportable Bar mit Barbetrieb und Schubladen auf der Rückseite, hergestellt von Julia Bünnagel, Lena Wilikens, Seb Koberstädt, Ellen Berendes, Magnolis Perrakis und ihm. Jeden Mittwoch stand sie in der Akademie. Pfeifle erzählt: „Es gab immer Pfannkuchen. Wir konnten die Bar zusammenklappen und aufklappen oder das gesamte Mobiliar in einen Anhänger packen, mit Plane und Polster. Wir fuhren damit auch nach München, Berlin und Leipzig. In München haben wir im Zentral einem temporären Ausstellungsort von Münchner Alkademiekollegen das Interieur gebaut und Partys gefeiert. Detlef Weinreich (Kreidler) haben wir einfliegen lassen, er legte auf. In Berlin im BDI hat uns Leni Hoffmann zu einer Ausstellung an der Museumsinsel eingeladen. Da haben wir die Vips verstört, so dass die Polizei kam. Unseren letzten großen Auftritt hat uns 2002 Rektor Markus Lüpertz verboten. Wir wollten zum Rundgang ein Riesenzelt auf dem Hof bauen und Programm machen. Wir haben daraufhin einen Lkw auf dem Parkplatz gegenüber der Akademie aufgebaut und geheizt. Es war rappelvoll. Das hätten wir professionalisieren können. Aber wir wollten ja Kunst machen und keine Barleute sein.“

 

Die Bar als Installation, soziale Plastik, als Ort zum Essen, Trinken und Diskutieren, kehrte noch einmal zurück, als Pfeifle 2008 eine „Minibar“ als kolossal wirkendes, aber leichtgewichtiges Konstrukt mit Styropor und Holz zum „parcours interdit“ von Markus Ambach in den Malkastenpark stellte. Es gibt seit 2002 aber auch Gemeinschaftsarbeiten mit den Studienkollegen Julia Bünnagel, Seb Koberstädt und Mirko Tschauner, denn Pfeifle wie seine Freunde halten anfangs wenig von singulären Werk eines individuellen Künstlers.

 

In einem Abbruchhaus am Bittweg 2 in Düsseldorf, seit den Anfängen von Beuys, Knoebel und Sieverding ein beliebter Alternativort, (wußte ich nicht!)entsteht 2000 seine erste Rauminstallation, „Die Nachbarn gaffen“. Erstmals benutzt er den billigen Gipskarton, der sich seitdem durch seine Kunst der Objekte, Reliefs und Bildwände zieht. Auch Neonröhren kehren von nun an in seinen Arbeiten wieder. Pfeifle baut den Gipskarton treppenförmig in leicht gedrehter Spiralform vom Boden über Wände, Türen und Fenster zur Decke. Die vertikalen Flächen sind in grauem Betonlack, die horizontalen Flächen in weißer Wandfarbe. Fünf parallele Leuchtstoffröhren befestigt er an der Decke. 

 

2002 belegt er den Ausstellungsraum von Konsortium an der Binterimstraße in Düsseldorf mit „Clydesdale Bank“. Er übernimmt Fragmente der Originalfassade der Clydesdale Bank und baut sie in Pappe nach, die er mit Klebeband zusammenhält und mit silbernem Sprühlack koloriert. Gleichzeitig beginnt er, eine Fotosammlung unterschiedlichster Architekturfragmente anzulegen. Ihn interessieren Treppenhausfenster aus dünnen gerippten Glasplatten, Metallstangen, Rasterfassaden, Lamellen, gekerbte Treppenstufen, Mosaike, Glasbausteine, Wasserbecken und Fliesen. Ein Archiv für zukünftige Arbeiten. 

 

Bei den Rundgängen tauchen naturgemäß auch Arbeiten von Kommilitonen auf, mit denen sich Pfeifle den Raum teil. Mit Seb Koberstädt, der so gern einen ärmlichen Minimalismus mit leeren und gefüllten Bierflaschen pflegt, entwickelt er im KAP-Ausstellungsraum Düsseldorf 2002 die Arbeit „Leger und Trager“ (von Legen und Tragen). Leger und Trager ist ein von Friedrich Kiesler entwickeltes Ausstellungssystem zur Präsentation von Zeichnungen und Objekten. Kiesler versuchte, ideale Räume für Ausstellungsmodelle zu schaffen. Die beiden jungen Künstler setzen dies auf ihre Weise um, indem sie Elemente der jeweils anderen Skulptur aufnehmen und als Träger benutzen. Die Arbeit des einen trägt also die des anderen. 

 

Das Duo Pfeifle und Koberstädt nimmt 2002 am „Platz Da“-Projekt der Stadt Düsseldorf teil und stellt im sozialen Brennpunkt Worringer Platz eine formvollendet geschwungene Polyesterbank aus gebogenen und verleimten Kunststoffplatten auf. Die Bank bietet Platz für ein Portraitzeichenprojekt von rosi und takeshi bei der man sich gegenübersitzen kann(,trägt die  gezeichneten Porträts von Rosilene Luduvico und Takeshi Makishima.) Nachts wird die Bank angeschlossen und am letzten Abend von Vandalen zerstört. Ebenfalls 2002 zeigt Pfeifle in der Galerie Interdruck Leipzig mit Koberstädt, Robert Barta und Roman Lang Arbeiten aus Styropor und Bauschaum sowie Wandmalerei in Chromsprühlack. 

 

Im Mai 2003 ziehen die Freunde Martin, Seb, Rosi und Takeshi mit Andreas Wellen in den Projektraum der Galerie Christa Schübbe, Düsseldorf, ein. Die Schau trägt den Song-Titel von Katy Perry, „She gave her soul to the devil and bought her flat by the sea” (“Sie gab ihre Seele dem Teufel und kauft sich dafür eine Wohnung am Meer“). Pfeifle verarbeitet  gefundene Furnierhölzer handwerklich und ästhetisch perfekt zu einer halbrunden Wand im Muster traditioneller Pflastersteine. Er fräst, nutet und steckt die Teile zusammen und stellt sie in den Raum. 

 

Im Nu kann er nun Räume mit Folie, Pappe, Styropor oder Rigips verwandeln. Im Kunstverein Schorndorf baut er ein Raumgitter aus Gipskartonplatten und streicht es vorn in Stahlgrau und hinten in Neonlack an. Je nach Tageslicht wechselt die Farbe im Raum (Willkommen!, 2003, mit Robert Barta, Seb Koberstädt und Kai Rheineck). Leni Hoffmann lädt ihn 2003 zum Gruppenprojekt „time is flying in your company“ nach Bremerhaven ein. Pfeifle lässt sich von der Reliefdecke der Bürgermeister-Smidt-Kirche im Zentrum der Stadt inspirieren, löst deren Form aus dem Zusammenhang der Kirche und baut sie als freistehende Skulpturen auf den zentralen Parkplatz, so dass drei Stellplätze für vier Monate entfallen. Die Skulpturen bestehen aus simplem Schalholz, das er aussägt und auf die Trägerkonstruktionen schraubt, so dass es wie gefaltet und mithin leichtgewichtig erscheint. Die Faltungen stehen nur auf den Kanten im öffentlichen Gelände. Das Kunstwerk hat den musealen Schutzraum nicht mehr nötig.

 

Bei seinem letzten Rundgang, 2004, greift er das Motiv einer geometrisch gegliederten und gefalteten Wand als Raumteiler und Bild in einer mit Chromspray versilberten PE Folie auf. Geometrisch gegliederte Hölzer und Neonröhren greifen ineinander, tragen sich gegenseitig und erhellen sich. Noch im selben Jahr entsteht eine „Megastruktur“ für die Maschinenhalle Essen, deren Massivität sich beim Nähertreten relativiert, ist sie doch aus dünnen Styroporplatten erstellt. Den Titel legt er aus Neonröhren über den Boden. Der tschechische Künstler Robert Barta, der mit Roman Lang in München studiert hat, lädt ihn zum „Space Camp“ nach Prag, und Pfeifle knickt eine Gipskartonwand wie eine Ziehharmonika, verschraubt sie und zieht sie durch zwei Ausstellungsräume.

 

2005 verwandelt er für die Gruppenschau Compilation II die Eingangshalle, den Seitenlichtsaal und den Kinosaal der Kunsthalle Düsseldorf mit Sperrholz und Wandfarbe in ein Spiel mit konvexen und konkaven Elementen. Frei schwingende, dünne Latten wölben sich konvex in den Raum. Eine simple Konstruktion mit großer Wirkung. Tagsüber wird sie von der Sonne durchleuchtet, so dass man durch die Stäbe hindurch das Geschehen auf dem Grabbeplatz beobachten kann. Abends wirkt die Lamellenwand wie eine dunkle Barriere und riegelt den Raum nach außen hin ab. Die einprägsame Kunst verschwindet mit dem Ende der Ausstellung wieder. 

 

2005 entsteht mit Ponta Mousson eine erste Arbeit im Schachbrettmuster. Er schneidet Rigisplatten in Streifen, knickt sie, fügt sie zu einem Kubus und lackiert sie bronzefarben. In der Ausstellung im Raum 500 in München, "wir sind da wo oben ist", arbeiten  Pfeifle und Koberstädt wie so oft zusammen. Wieder baut Pfeifle eine lamellenartige Struktur und spielt mit dem natürlichen Licht zwischen Außen- und Innenraum. Koberstädt setzt eine rampenartige Skulptur in Schweinchenrosa aus lackiertem, rosafarbenem Papier. 

 

„Mitnix“, „Mit Nichts“ also, nennt er 2006 seine Raumkomposition auf Einladung der Künstlergruppe  Konsortium. Schon der Titel ist eine Persiflage auf all die fest gemauerte Architektur jener Investoren, die jeden Freiraum in der Stadt zuballern, um daraus das schnelle Geld zu machen. Pfeifle baut drei Boxen aus lackiertem und geknicktem Rigips, aus Lack und Holz. Er ändert die Raumsituation, verstellt oder verengt zwei relativ kleine Zimmer. Ebenfalls 2006 entsteht eine Wandarbeit für das Hafenküchenprojekt von Anny und Sibel Ötztürk im Offenbacher Hafen 2. Ausgangspunkt ist eine schon bestehende, große Rigipswand, deren Tafeln er diagonal teilt und jeweils eine Hälfte schwarz fasst. Da die andere Hälfte weiß bleibt, ergibt sich wie von selbst ein Rautenbild. Denn bei aller Improvisation arbeitet Pfeifle sehr formal. Zugleich denkt er sehr praktisch. Das Werk wirkt neu, und doch benutzt er zur Hälfte die existierende Wand. 

 

2007 präsentiert er als Förderpreisträger der Landeshauptstadt Düsseldorf „Gold“. Die Arbeit ist ein Beweis für Pfeifles Humor. Er knickt 39 Bögen des preiswerten Chromoluxkarton Gold (70 x 100 cm) (jeweils vier Mal auch weniger oder mehr) und baut daraus eine Wand von drei Meter Höhe und 9,10 Meter Länge („Edition Gold“). Auf dieses Papierrelief schickt er von der gegenüberliegenden Seite zwei  Dutzend diagonal aufgereihte Neonröhren, die den Eindruck einer Wand aus gefalztem Metallblech erzeugen. Damit die Lichtstäbe an den Metallständern nicht kippen, befestigt er sie am Boden mit simplen Sandsäcken. Beide Wandinstallationen verbindet er kreuz und quer auf dem Boden durch Teppichstreifen. Alles lässt sich nach der Ausstellung wieder wegnehmen, die Streifen wie die Papiere, die Neonröhren wie die Sandsäcke, und für die nächsten Arbeiten verwenden, die Neonröhren etwa mitsamt Sandsäcken bei „High Beam“ (2008) im Off-Raum von Stephan Machac. Mit schwarzem und grünem Teppich sowie mit Klebeband reist er sogar 2008 zum Festival nach Thessaloniki und bespielt damit den zentralen Platz. 

 

Als Stipendiat stellt er 2007 in Schloss Ringenberg aus und reiht farbige Papiere in einem offenen Regal aus Styroporplatten aneinander, in erheiternd hellen Farben. Pfeifle begegnet hier mit einem Augenzwinkern der Minimal Art aus den frühen 1960er Jahren. „Norma“ nennt er die Arbeit, frei nach dem Discounter für Lebensmittel. 

 

Er wird immer freier in seinem Werk. Für Vera Gliem in Köln macht er 2007 aus lackierter PVC-Folie einen luftigen Vorhang. Er baut, legt, falzt, knickt und klebt nun für seine zahlreichen Auftritte in der Kunstszene Teppichfliesen, Folien, Papiere, Holzpaneelen, Spanplatten, Gipskarton, Styropor, dazu Neonröhren, Metallschienen, lackierte Papier-, Steck- und Stützsysteme. Diese gängigen Produkte aus dem Baumarkt benutzt er für formal strenge Rasterungen, Module, serielle Verläufe und Verbindungen. In der Galerie Konrad Fischer führt er 2007 unbehandelte Holzlatten vom Boden über die Wand zur Decke und wieder zurück zu Wand und Boden, indem er sie an den Ecken bricht und nagelt. Dadurch erweckt er den Eindruck, als würden diese Bretter gleich den Ausstellungsraum der Galerie aus den Angeln heben. „about:blank“ nennt er die Arbeit, kreisen die Bretter doch um den frei gelassenen Raum („blank“, englisch, frei oder frei gelassen). Alles wirkt stabil und instabil zugleich, monumental und ephemer. Das Gefüge aus Positiv- und Negativformen, Licht und Schatten, Durchlässigkeit und Kompaktheit ist abhängig von der realen Situation und von der künstlerischen Konstruktion. All diese temporären Arbeiten sind nur aufgrund unzähliger Stipendien möglich. 

 

In „Steps and Stairs“ (2007) für das Museum Het Valkhof in Nijmegen bezieht er sich auf die konzeptuelle Kunst von Josef Albers, aber mit Teppich, Holz und Neonröhren. „Supermag“ gibt er als Obertitel an,. Dies ist ein Aufbewahrungskoffer für Steck-Spielzeug. Seine Titel beweisen, wie er sich augenzwinkernd mit den Künsten vergangener Zeiten auseinandersetzt.

 

2009 entsteht für den Neuen Aachener Kunstverein eine große bespielbare Plattform, öffentlich bespiel und steigbar für jeden Parkbesucher (der erste öffentliche Garten aus schwarz-weißen Kuben, auf dem die Kinder herumturnen können das gibt’s erst später!!). Ein Höhepunkt ist „Isidor“ 2009 für das Museum Goch. In hellem Maigrün erstrahlen Treppenhaus und großer Saal. Und nachts strahlt es aus den Fenstern nach draußen. Mit grünem Veloursteppich und Aluminiumtapete im renovierten Altbau entsteht die Verwandlung. In einem Raum heben verschieden hohe Hölzer, die simpel mit Kabelbindern (Klebeband) verbunden (zusammengebunden sind )werden, den Bodenbelag an, stützen ihn und versetzen ihn in eine fließende Bewegung. Die jeweiligen Titel (z.B. „and you are pretty“ sprüht er mit Silberlackspray an die Wand. 

 

2010 erhält er den Förderpreis des Landes und zieht rote Lackfolienstreifen in sechs Tönen durch die barocken Säle in der ehemaligen Reichsabtei Kornelimünster. Titel RoteMartha. Wenige Wochen später wird er unter dem Titel BlaueMartha blaue PVC-Streifen im Stuttgarter Gustav Siegle Haus als Stipendiat der Kunststiftung Baden-Württemberg ziehen. Verschiedenfarbige, luzide, also durchlässige Hochglanzfolien benutzt er für die Gruppenausstellung „Neues Rheinland“ im Museum Morsbroich und nennt die Farbkonstruktion „lucido“. Er sorgt für neue Farbraum-Erlebnisse, indem er etwa farbige Kunststoffbänder in Fensternähe aufhängt oder Wände farbig streicht, und die Farbe hinter transparenten Folien hervorlugen lässt („flexy“, Parkhaus im Malkastenpark, Düsseldorf). Als Villa Romana Preisträger baut er im Garten des Hauses am Waldsee, Berlin, mit derlei Folien einen (lustig-bunten) Pavillon in den Druckfarben CMY . Für das Projekt von Markus Ambach, „Die Schönheit der Großen Straße B1/A40, Ruhr2010“, setzt er in Bochum mit Silberfolie bespannte Kuben auf einen Parkplatz. Unter dem Titel „Flitter“ nagelt er zur 105-Jahr-Feier der Villa Romana in Florenz in verschiedenen Abständen Goldplättchen aus Goldkarton an die Wand, so dass der Raum vor lauter Goldtaler zu vibrieren scheint. Die Rauten einer Türfüllung nimmt er als Modell für schwarze Lackfolie, die er im Gegenlicht flattern lässt.  „KIWI“ nennt er bunten Folienfrüchte im Goethe-Institut in Rom. Insgesamt elf Ausstellungen nimmt er 2010 wahr, kommt ohne Gepäck an und baut seine genau auf den Ort bezogene, ephemere Kunst. 

 

2011 das erste mal!!greift er die schwarz-weißen Würfel von 2005 in „Rado“ wieder auf. Die 64 Würfeln bestehen aus schwarzem und weißem Schaumstoff-Kuben, die sich beliebig zusammensetzen lassen. In der Siedlung Luitfridstraße in Bonn-Endenich erinnern sie an die 8 x 8 Felder eines Schachbretts und lassen sich je nach Lust und Laune von Erwachsenen und Kinder unter freiem Himmel zusammenfügen. Eine soziale Plastik ist dies, aber zugleich auch eine leicht ironische Paraphrase auf das Schachspiel des Marcel Duchamp. 

 

Das Haus Kemnade des Kunstvereins Bochum bespielt er 2011 mit „Gelborange“, einer gelben und orangenen Lackfolie. Wieder sind die zweifarbigen Folienbänder halb Wand und halb Vorhang. Sie sind durchlässig und sie schirmen zugleich ab. Und sie führen diesmal hoch hinauf im Außenraum, wo die Bänder an einem Holzgerüst flattern. Im ehemaligen amerikanischen Generalkonsulat spricht er vom „Sunbeam in the glasshouse“ und baut für den Kunstverein 701 den “Sonnenstrahl” als Holzkonstruktion plus schwarzem und gelbem Neonpapier bis in den Garten. 

 

2012 freut er sich nach den unzähligen temporären Aktionen über den ersten Ankauf. Die Stadtwerke, die Stadt, die Galerien und das Kulturforum seiner Heimatstadt Schorndorf kaufen das Lichtobjekt „Limboo“ für den Stadteingang an der Walter-Arnold-Brücke. Es ist eine silbern schimmernde Gitterstruktur aus Aluminiumprofilen, deren Stäbe versetzt zueinander angebracht sind. Nachts leuchten einige der Alu-Stäbe, weil LED-Leisten einbezogen sind. Tagsüber bildet das Sonnenlicht wechselnde Licht- und Schattenbilder. Der Titel bezieht sich auf den Tanz Limbo, bei dem sich Tänzer zu karibischen Rhythmen unter einer Stange hindurchschlängeln müssen. 

 

2013 nimmt er am Projekt von Markus Ambach für die Urbanen Künste Ruhr teil und verwandelt zusammen mit Wanda Sebastian die verlassene Opernbauhütte des Künstlerkollektivs Raumlabor Berlin in „Eichbaumgold“, einen goldenen Kasten, der nun  mit seiner bronzenen Patina seinerseits vergammelt. Mit „Flitter“ aus Goldkarton verwandelt er die Villa Merkel in Esslingen in einen „Goldrausch“.  Im Berliner Off-Raum Grimmuseum zerbricht er wie schon in der Düsseldorfer Galerie Konrad Fischer Nut- und Federbretter in einer Zimmerecke und nennt das Ergebnis „Krack“. Und zur Skulptur Biennale in Amsterdam legt er 1000 Quadratmeter abwechselnd pinkfarbenen und hellblauen Teppichboden unter dem Titel „BrengBrang“ um hölzerne Baumumrandungen in einem Hochhaus-Viertel. 2014 baut er aus Holz und Farbe eine Außenskulptur als begehbaren Spielplatz für die Landesgartenschau NRW in Zülpich. Auftraggeber ist das Leopold Hoesch-Museum, das die gelben Sitze für Gespräche, Konzerte und sonstige Events anbietet. Im Marta Herford stapelte er 45 farbige Teppichröhren und lässt sie an Ketten von der Decke hängen.  

 

Dies ist nur ein Ausschnitt seiner Produktion, bei der ihm längst auch Helfer zur Seite stehen.